"Ich will das nicht..."

Veröffentlicht am 6. Februar 2025 um 20:58

Liebe Modellbahn-Freunde, Homepage-Besucher und Betroffene,

ich habe seit dem Beginn meiner "Modellbahn-Therapie" und dem Aufbau der Homepage im Jahr 2023 sowie nach der Veröffentlichung zweier Zeitungs-Artikel in 2024, sehr viel Zuspruch und Genesungswünsche erhalten. Es gab beim Gassi gehen von Spaziergängern, die mich erkannten, Dankes-Worte, in Modellbahn-Foren gab meine Geschichte spontan Anlass zum Weiterbau lange liegengeblieber Projekte und noch sehr viele weitere positive Reaktionen.

Leider gibt es immer noch viele Betroffene, die ihre psychische Erkrankung verstecken (müssen). Die Begründung, man hat Angst vor der Reaktion im eigenen Umfeld, sei es in der Familie oder auf Arbeit, ist im Jahr 2025 einfach nur traurig. Für die Maskerade, seinem Gegenüber den ganzen Tag ein ganz anderes Bild von sich zu zeigen, verbraucht man dermaßen viel Kraft und Energie, dass irgendwann die Arbeitsleistung sinkt und daheim der Gang zum Briefkasten zur Tagesaufgabe wird.

Professionelle Hilfe anzunehmen ist ein riesengroßer Schritt, der meistens sehr viel Überwindung kostet. Und hat man es dann zum Psychologen geschafft, ist viel Offenheit und Ehrlichkeit notwendig. Glaubt bitte nicht, dass nach 6 Gesprächsstunden der Laden wieder der Alte ist. Ich bin seit 2020 durchgängig in Behandlung und habe es noch lange nicht geschafft, wieder in einem stabilen Leben angekommen zu sein. Man arbeitet jahrelang auf ein Ziel hin und dann reicht eine falsche Entscheidung, eine Sekunden-Entscheidung, und die ganze Arbeit war für die Katz. Wenn man erstmal ganz, ganz tief im Schlamassel steckt, braucht es eben auch längere Zeit, um wieder geradeaus denken zu können. Mein Rat: Je früher man sich bei seinem Arzt "outet" und um Hilfe bittet, umso größer und schneller die Erfolgschancen. 

Es gibt aber auch die negativen Dinge, die ich in all den Jahren erlebt habe: Psychiatrien mit hervorragenden Ärzten, zum Teil Koniferen auf ihrem Fachgebiet, die allerdings völlig überfordert mit einem Teil ihrer "Mandanten" sind und der Rest der Hilfesuchenden dabei total untergeht. Krankenschwestern, die auf psychiatrischen Stationen Aushilfe leisten müssen und die falschen Worte wählen, Patienten, die weinend morgens zur Tagesklinik kommen, weil sie die vorliegenden Zustände nicht verkraften...

Ich möchte auf die Missstände in der psychiatrischen Versorgung hinweisen, aber auch mit positiven Erlebnissen die hilfreichen Dinge hervorheben und denen Mut machen oder einen Anstoß geben, die sich bisher nicht überwinden konnten Hilfe zu suchen.